Wieso ignorieren Mitarbeiter*innen Ihre Unterweisungen?

Mitarbeiterschulungen | Arbeitssicherheit

Sie bereiten viele Stunden Ihre Sicherheitsunterweisungen vor. Nicht nur um gesetzliche Auflagen zu erfüllen, sondern auch, um Ihre Mitarbeiter*innen zu schützen. Warum passieren dennoch so viele grob fahrlässige Fehler?

Es liegt nicht an Ihnen

Kurz vorneweg: Das Problem liegt weder bei Ihnen noch bei Ihren Mitarbeiter*innen. Vielmehr stecken psychologische Mechanismen dahinter, die dazu führen, dass selbst gut geschulte Fachkräfte sicherheitstechnisches Vorsichtsmaßnahmen ignorieren.

Gelebte Sicherheit kostet Zeit, Geld und macht Arbeitsprozesse in einigen Fällen komplizierter. Entsprechend bedeutet dies im (fehlerhaften) Umkehrschluss, dass man sich das Arbeitsleben einfacher macht, wenn an der Sicherheit gespart wird. Nach dem Motto: „Wird schon nichts passieren“, oder: „Mir ist noch nie was passiert.“

In manchen Fällen werden Mitarbeiter*innen sogar in diesem Verhalten gefördert, da sie für ihre schnelle Arbeit gelobt und belohnt werden.

Die Kurzfristigkeitsfalle

Dass langfristige Konsequenzen häufig ignoriert werden, hängt mit der sogenannten „Kurzfristigkeitsfalle“ zusammen. Eine kognitive Verzerrung, durch die Menschen dazu tendieren, kurzfristige Gewinne stärker zu bewerten als langfristige Risiken.

Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit, über das eigene Arbeitsleben hinweg, einen meldungspflichtigen Arbeitsunfall zu erleiden, sehr hoch. Jedes Jahr erleiden ca. 2,7 % aller Beschäftigten einen Betriebsunfall. Im Durchschnitt arbeitet man jedoch nicht nur ein Arbeitsjahr, sondern rund 40 Jahre. Die Gefahr für einen Unfall summiert sich – etwas vereinfacht – auf 65 % über das gesamte Arbeitsleben.

Ein Beispiel: Die Kurzfristigkeitsfalle kennen Sie vielleicht vom Neujahrsvorsatz: Eigentlich wollte man ja weniger Süßigkeiten essen, um ein langes, gesundes Leben zu genießen. Aber das Tortenstück vor Ihnen ist am Ende doch verlockender …

Die Lösung: Verhaltensbasierter Arbeitsschutz

In der Regel hilft es nicht, den erhobenen Zeigefinger weiter in die Luft zu strecken. Stattdessen ist Verhaltensbasierter Arbeitsschutz (auch: Behavior Based Safety) eine nachweislich effektive Strategie zur Förderung von sicherem Verhalten und zur Verringerung von Arbeitsunfällen.

Ziel der des Verhaltensbasierten Arbeitsschutzes ist es, Mitarbeiter*innen die Motivation zu verleihen, im eigenen Interesse sicher zu handeln. Dafür muss ein Unternehmen Hürden entfernen, aber auch eine solide Sicherheitskultur entwickeln. Eine Herausforderung, die mit weniger Unfällen, Produktivitätsgewinnen und zufriedeneren Mitarbeiter*innen belohnt wird.

Grundsatz #1: Zuckerbrot statt Peitsche

Ein wesentlicher Grundsatz des Verhaltensbasierten Arbeitsschutzes ist es, sicheres Verhalten zu belohnen und zu loben.

  • Schweres heben mit geradem Rücken? Ich sehe, du hast gut aufgepasst!

  • Die PSA? Steht dir gut!

  • Aufgeräumtes Arbeitsumfeld? Sauber!

Vielen Führungskräften fällt dieser Ansatz anfangs schwer, jedoch ist Anerkennung ein wesentlicher Motivator im Arbeitsleben für viele Mitarbeiter*innen.

Jeder fühlt sich gerne kompetent. Deswegen lohnt es sich, ein Auge für sicheres Verhalten zu entwickeln und nicht nur auf Fehlverhalten zu achten. Dadurch fühlen sich Mitarbeiter*innen nicht nur bestätigt, sondern entwickeln auch eine entsprechende Vorbildfunktion.

Grundsatz #2: Fehlerkultur entwickeln

Während positives Verhalten belohnt wird, vermeiden Sie bei Verhaltensbasierter Arbeitssicherheit Bestrafungen. Der Grund ist ganz einfach: Winkt eine Bestrafung, werden es Mitarbeiter*innen vermeiden, Fehlverhalten zu melden. Eigene Fehler werden verheimlicht. Fehlverhalten von Kolleg*innen gedeckt. Das verhindert, dass Gefahrenquellen aufgedeckt und behoben werden.

Stattdessen hilft es, offen und gezielt über Fehler zu reden. Spricht man als Führungskraft offen über eigene Fehler und zeigt, dass man daraus lernt, nimmt man viel Druck von Mitarbeitenden.

Anonyme Meldemöglichkeiten können zusätzlich unterstützen, Fehlverhalten und Verbesserungspotenziale häufiger zu identifizieren. Wichtig ist es in jedem Fall, lösungsorientiert zu arbeiten, statt Schuldige zu suchen.

Grundsatz #3: Gemeinsam zielstrebig

Befolgt man Grundsatz eins und zwei, ergibt sich der dritte fast von selbst: Beteiligen Sie Mitarbeiter*innen proaktiv in die Maßnahmenfindung und feiern Sie erreichte Ziele gemeinsam. Es muss klar sein, dass Sicherheit ein gemeinsamer Erfolg ist, nicht das Ziel anonymer Führungskräfte.

Konkrete Anreize und Benefits können ergänzende Maßnahmen sein, um Erfolge zu erreichen, etwa bezahlte, gemeinsame Mittagessen für eine verbesserte Unfallstatistik.

Grundsatz #4: Dokumentation beginnt nicht erst beim Unfall

Während eine positive Einstellung zur Sicherheitskultur ein wesentlicher Faktor ist, ist es mindestens genauso wichtig, alle Vorkommnisse zu dokumentieren und auszuwerten. Die Unfallpyramide nach Verhaltensbasierter Arbeitssicherheit bewertet nicht nur Unfälle, sondern dokumentiert Vorfälle in vier Stufen:

  • Tödliche Arbeitsunfälle

  • Schwere Arbeitsunfälle (Ausfallzeiten, Klinkaufenthalt)

  • Leichte Arbeitsunfälle (Erste Hilfe notwendig)

  • Beinaheunfälle und unsichere Handlungen

Beinaheunfälle und unsichere Handlungen werden von Unternehmen selten dokumentiert und es wird kaum Ursachenforschung betrieben.

Das Problem? Nur weil dieses eine Mal nichts passiert ist, bedeutet dies nicht, dass das auch in Zukunft nicht sein wird. Beinaheunfälle und beobachtete unsichere Handlungen sind also ein wertvoller Ansatz für Präventivmaßnahmen.

Dranbleiben zahlt sich aus!

Steter Tropfen höhlt den Stein – eine gelebte Sicherheitskultur entsteht nur bei konsistenten Maßnahmen. Neben den bereits genannten Maßnahmen gehören regelmäßige Unterweisungen zur Basis jeder Sicherheitskultur.

Jedoch hilft es auch hier, Mitarbeiter*innen gewisse Freiheiten zu lassen, statt sich auf den erhobenen Zeigefinger zu verlassen. Erfahrungen zeigen, dass die Mitarbeiterakzeptanz mithilfe von Online-Schulungsplattformen deutlich steigt. Die Gründe: Mitarbeiter*innen sind dabei zeitlich und örtlich flexibler, fühlen sich weniger beobachtet und können Schulungen in ihrem eigenen Tempo absolvieren. Das fördert Eigenverantwortung und eine aktive Auseinandersetzung mit den Themen.

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